Eugenie Schwarzwald – Wohlfahrtswerk

Eugenie Schwarzwald – Wohlfahrtswerk

Soziales Handeln in schwierigen Zeiten

In den bisherigen Beiträgen wurde “Frau Doktor” Eugenie Schwarzwald als Reformpädagogin, die wesentlich zur Etablierung der höheren Bildung für Mädchen im beginnenden 20. Jahrhundert beitrug, und als Netzwerkerin, die in ihrem Salon in der Josefstadt unterschiedlichste Menschen miteinander ins Gespräch brachte, vorgestellt. In diesem Beitrag steht ihre soziale Arbeit im Mittelpunkt.

Eugenie Shwarzwald 1872-1940
Foto: International Congress of Women, Berlin 1904

Soziales Handeln war immer Teil ihres Tuns. Besonders aber seit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 und in der Zwischenkriegszeit bis 1938 wurde es zu einem zentralen Teil ihres Wirkens.

Ihr Leitspruch war: “Man muss das Gute tun, damit es in der Welt ist”.

Begonnen hat alles aber schon im Jahr 1901, als sie ihre “Sprechstunde” einführte. Zuerst als Sprechstunde für ihre SchülerInnen und deren Eltern, dann für alle Hilfesuchenden. Hans Deichmann beschreibt das so: “Die Aufzählung all´ der verschiedenen Arten von Hilfen – Arbeitsbeschaffung, Kleidung, Geld, Trost usw. – erübrigt sich, denn Genia Schwarzwalds Wirken für die Bedrängten umfasste tatsächlich das ganze Spektrum des menschlichen Daseins.” Gleichzeitig war die “Sprechstunde” aber auch Drehscheibe für die benötigten freiwilligen HelferInnen und organisatorisches Zentrum der sozialen Aktivitäten.

Im “Schwarzwald´schen Wohlfahrtswerk” wurde 1922 die gesamte Sozialarbeit organisatorisch zusammengefasst. Die Vielzahl der Aktivitäten reichte von Sommerferienheimen und Landheimen,
“Wiener Kinder auf´s Land”, Horten und Tagesheimstätten, die Sommeraktivitäten von 1920-1938 in der Villa “Seeblick”, die Aktion “Die Jugend hilft den Alten”, dem Lehrmädchenheim, bis hin zu Gemeinschaftsküchen in Wien und der Österreichischen Freundeshilfe in Berlin (1923-1927, dann wurde es an das Studentenwerk Berlin übergeben). Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland 1933 begannen sie und ihre Mann, Flüchtlinge zu unterstützen. Nach dem Bürgerkrieg in Österreich und der Niederschlagung der Arbeiterbewegung halfen sie verfolgten sozialdemokratischen Kämpfern und deren Familien.

Eugenie Schwarzwald, Ende der 20er Jahre (WStLA, Schwarzwald-Archiv)

Es war nicht nur leicht, diese Hilfe anzubieten. In einem Brief vom 1. September 1919 schreibt Eugenie Schwarzwald: “Mein Leben ist ein Kampf, und wenn ich nicht jenen Mut hätte, der früher oder später den Widerstand der stumpfen Welt besiegt, wäre ich längst erlegen. So aber geht´s weiter.”

Und es sollte noch schwieriger werden: denn durch die Wirtschaftskrise wurden die Spenden für die Unterstützungsmaßnahmen immer geringer, während die Zahl der Hilfesuchenden zunahm. Aufgehört zu helfen hat sie nicht.

Ihre Güte und Hilfsbereitschaft in diesen schwierigen Zeiten waren getragen von Weltoffenheit, Toleranz und Menschlichkeit.

Literatur:

Leben mit provisorischer Genehmigung. Leben, Werk und Exil von Dr. Eugenie Schwarzwald (1872-1940). Eine Chronik von Hans Deichmann. Wien 1988

Robert Streibel (Hg), Eugenie Schwarzwald und ihr Kreis. Wien 1996

Renate Göllner, Kein Puppenheim. Genia Schwarzwald und  die Emanzipation. Europäische Hochschulschriften, Reihe III Geschichte und ihre Hilfswissenschaften, Bd. 853. Frankfurt am Main 1999.

Deborah Holmes, Langeweile ist Gift. Das Leben der Eugenie Schwarzwald. St. Pölten/Salzburg/Wien 2012

Vortragsfilm: Dr. Robert Streibel „Ihr Tun war pausenlos“  https://www.youtube.com/watch?v=3GdsUHfKAdc

Siehe auch:

Eugenie Schwarzwald http://www.diequerdenkerin.at/?s=Schwarzwald

Eugenie Schwarzwald. Der Salon in der Josefstadt http://www.diequerdenkerin.at/eugenie-schwarzwald-der-salon/

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